Schulangst
Die Erfahrung zeigt, dass eine „mittlere Aufgeregtheit“ vor Klassenarbeiten oder Prüfungen optimal ist. Völlige Gleichgültigkeit in dieser Situation oder hohe Erregung jedoch führen zu schlechteren Ergebnissen. Unangenehm ist es in jedem Fall, wenn Ängste so stark werden, dass sie unser Handeln beeinträchtigen: dann wird aus der zunächst sinnvollen Angstreaktion eine „lähmende Angst“. Hier liegt dann die Gefahr, dass sich „Teufelskreise“ bilden: weil ich Angst vor einer bestimmten Situation habe, vermeide ich diese Situation – weil ich diese Situation meide, überwinde ich die Angst nicht. Worauf es also ankommt ist, sich mit eigenen Ängsten zu beschäftigen und zu lernen, sie zu überwinden.
Was bewirkt Angst?
Angst als unangenehmer Gefühlszustand zeigt sich auf verschiedenen Ebenen:
Verhalten:
Rückzug und Vermeidung sind häufige Verhaltensweisen bei Angst, aber auch „Flucht nach vom’· ist möglich: hinter aggressivem Verhalten stecken häufig Ängste.
Denken:
Die Gedanken kreisen um mögliche „Gefahren“. Bei Prüfungsängstlichen z.B. Gedanken wie: ,,Ich schaffe es nicht!“ oder „Bei mir klappt nichts!“ Angst blockiert unser Denken. Die gedankliche Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit ist herabgesetzt.
Körperlich:
mit dem Angstgefühl gehen körperliche Reaktionen einher, die man kennen sollte. Atem- sowie Herzfrequenz und Blutdruck steigen an, unser Körper bereitet sich auf „Kampf oder Flucht“ vor, indem er die notwendige Energie bereitstellt. Diese körperlichen Veränderungen werden unterschiedlich stark empfunden: Harndrang, Durchfall, Übelkeit, ,,weiche Knie“, Herzklopfen, Muskelanspannung, Muskelzittern, Schweißausbrüche, Schwindel. Die Liste dieser Empfindungen ist lang.
Ängste von Kindern und Jugendlichen in der Schule
Im Zusammenhang mit Schulbesuch und schulischem Lernen gibt es verschiedene Aspekte, die mit Ängsten verbunden sein können.
Im Umgang mit anderen Kindern aus der Klasse:
Angst, nicht akzeptiert zu werden
Angst vor verbaler oder körperlicher Gewalt
Mobbing
Angst vor Wettbewerb
Im Umgang mit Lehrpersonen:
Angst vor Autorität
Angst vor Kritik
Im Umgang mit Leistungbereich:
Angst vor dem „Dran-genommen-Werden“
Fast jeder Erwachsene, der an seine eigene Schulzeit zurückdenkt, erinnert sich auch an das Gefühl der Angst und der Not vor Klassenarbeiten. In gewissem Umfang scheint dieses Gefühl „normal“ zu sein, aber oft wird es zu einer quälenden Begleiterscheinung – und manchmal zum Grund für das Scheitern in der Schule.
Eine besondere Situation ist die „Schulphobie“. Es handelt sich dabei um eine schwere, panikartige Angstreaktion. Die betroffenen Schülerinnen und Schüler verweigern hartnäckig den Schulbesuch. Meist beginnt die Problematik schleichend mit morgendlichem „Trödeln“, diffusen Beschwerden (Kopf oder Bauchschmerzen) und der Bitte zuhause bleiben zu dürfen. Nach einem Wochenende oder einer Ferienzeit (Montags!) wird der Schulbesuch ganz eingestellt. Die betroffenen Kinder und Jugendlichen geben Begründungen an, die scheinbar in der Schule liegen. Die Schule ist aber oft nur der Anlass und nicht Ursache des Problems. Oft handelt es sich eher um die Angst, sich von zuhause (z.B. der Mutter) zu trennen.
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Entwicklungsstörungen schulischer Fertigkeiten als Angstmacher
Besondere Angstmacher für Kinder sind von Kindern selbst unbewusst empfundene Folgen von Entwicklungsstörungen, wie bei einem Aufmerksamkeitsdefizit oft verbunden mit einer Hyperaktivitätsstörung (ADHS), oder bei einer Lese-/ Rechtschreibschwäche (LRS). Häufig verstärken Eltern durch Unwissenheit diese Ängste. Die Krankheitsbilder lassen sich oft schon im Kindergartenalter erkennen und behandeln.
Was können Eltern tun?
Bitte überdenken Sie:
Was sind Ihre persönlichen Ängste – speziell auch in Bezug auf die Schullaufbahn Ihres Kindes? Können Sie mit Ihren eigenen Ängsten umgehen? Sind Sie ein gutes „Modell“ zur Angstbewältigung für Ihr Kind? Kann es sein, dass Sie Ängste auf Ihr Kind übertragen? Kann es sein, dass Sie durch eigenes Verhalten unbedacht Ängste auslösen? Je nachdem, wie Ihre persönliche Bilanz aussieht, kann es sinnvoll sein, dass Eltern ihre eigenen Fähigkeiten zur Problembewältigung verbessern.
,,Psychologische Lösungen“ anstreben!
Ein Problem „psychologisch“ zu lösen bedeutet in diesem Fall, Angstbewältigung zu lernen. Eltern unterstützen ihr Kind auf diesem Weg.
,,Praktische Lösungen“ suchen!
„Praktische Lösung“ bei der Bewältigung von Ängsten bedeutet, dass man den realen Anteil der angstauslösenden Situation erforscht und nach Möglichkeit beseitigt. Dies ist richtig und sinnvoll.
- Durch Gespräche mit der Schule, Einleiten von Fördermaßnahmen und die richtige Schulformwahl kann die Situation so verändert werden, dass ein/e Schüler/in weniger ängstlich sein kann. Die Strategie der ‚, praktischen Lösung“ hilft aber nur begrenzt. So ist diese Lösungsstrategie wenig sinnvoll, wenn beispielsweise
- Das eigene Verhalten reflektieren
- Ein Kind lernt, dass die Eltern immer Probleme beseitigen. Die Situation nicht veränderbar ist.
Hilfreiches Verhalten im Umgang mit dem ängstlichen Kind:
Zutrauen: Trauen Sie Ihrem Kind etwas zu. Sprechen Sie davon, dass es manchmal Probleme gibt und dass man sie lösen kann.
Hilfen geben: Finden Sie heraus, was Ihr Kind braucht, um seine Angst zu bewältigen.
Geduld zeigen: Geben Sie Ihrem Kind und sich selbst Zeit.
Wann ist professionelle Hilfe erforderlich?
Bei Anzeichen von Schulphobie/Schulfehlzeiten – sofort!
Wenn Eltern ihrem Kind/Jugendlichen nicht helfen können oder selbst Sorge haben.
Viele Ängste von Kindern und Jugendlichen werden von ihnen bewältigt und mit Unterstützung von Eltern und Lehrkräften überwunden. Gerade bei jüngeren Kindern ist es oft nur eine Frage der Zeit, bis sich Ängste wieder legen. Professionelle Hilfe eines Facharztes für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -Psychotherapie und Psychosomatik sollte rasch eingeleitet werden.
Aus den Ausführungen von Schulpsychologen wird deutlich, dass manche Ängste von Kindern und Jugendlichen ihre „Ursachen“ nicht unbedingt in der Schule haben. Daher kann gerade bei Ängsten der Facharzt/-ärztin für Kinder und Jugendpsychiatrie auch mit seiner/ihrer psychotherapeutischen und psychosomatischen Kompetenz helfen.
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